Achtung Autofahrer: Liebestolle Rehe unterwegs

15 Juli 2021 |Wiesbaden
Paarungszeit beim Rehwild erhöht Wildunfallgefahr
Achtung Autofahrer: Liebestolle Rehe unterwegs

Nach der alten Jägerweisheit „Den Bock verwirrt der Sonne Glut“ ist das Rehwild an heißen Tagen während der Brunft (Paarungszeit), die von Mitte Juli bis etwa Mitte August andauert, besonders aktiv. Autofahrer sollten daher auch tagsüber mit überraschenden Wildwechseln rechnen. Es gilt die Geschwindigkeit zu reduzieren und einen ausreichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten.

„Während des Liebesspiels treibt der Rehbock die auserwählte Ricke teilweise kilometerweit über Felder und Wiesen. Völlig kopflos überquert das liebestolle Paar auch Landstraßen und das häufig völlig unvermittelt“,

so Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbandes Hessen.

 

Ein junger Rehbock treibt eine Ricke beim Liebesspiel. Foto: KauerMross/DJV

Autofahrer sollten daher auch tagsüber und besonders auf Überlandstrecken vorsichtig fahren und stets bremsbereit sein.

„Tauchen Rehe am Straßenrand auf, sollte die Geschwindigkeit reduziert und mehrfach hintereinander gehupt werden. Auf ein Reh können häufig noch weitere folgen. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht vermeiden, sollte der Fahrer nicht versuchen auszuweichen, sondern bremsen und das Lenkrad festhalten“,

so Stifter weiter. Sollte es zu einem Unfall mit einem Wildtier gekommen sein, gilt: Unfallstelle absichern, den Polizeinotruf 110 wählen und das verletzte Tier nicht anfassen.

Hintergrund: In der Jägersprache wird die Paarungszeit des Rehwildes auch „Blattzeit“ genannt. Denn während dieser Zeit lassen sich Rehböcke durch den nachgeahmten Fiep-Ruf einer Ricke anlocken. Dazu wird ein frisches Buchenblatt zwischen den Fingern gehalten und zum Mund geführt. Mit entsprechender Übung kann durch die ausgeblasene Luft über das Buchenblatt der Fiepton der Ricke nahezu naturgetreu erzeugt werden.

Wer dieses Naturschauspiel einmal hautnah miterleben möchte, wendet sich am besten an die örtliche Jägerin oder den Jäger.                                                                                             

Service

Gemeinsam mit der Polizei Mittelhessen, dem ADAC Hessen-Thüringen, dem Jagdverein „Hubertus“ Gießen und Umgebung e. V. hat der Landesjagdverband Hessen den Ratgeberfilm „Wildunfall verhindern – Tierleid vermeiden“ produziert. Dieser Film beantwortet wichtige Fragen von Verkehrsteilnehmern und kann unter folgender Adresse (oder auf Youtube) angeschaut, heruntergeladen und geteilt werden:

Wie kann ein Wildunfall verhindert werden?

  • Geschwindigkeit entlang unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.
  • Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.
  • Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel. In der Paarungszeit des Rehwildes sollte auch am Tage mit plötzlichen Wildwechseln gerechnet werden.
  • Tier am Straßenrand: Abblenden, Bremsen, Hupen.
  • Ein Tier kommt selten allein. Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.
  • Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern: Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen! Sonst endet die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum.

 Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei unter 110 anrufen. Sind Personen verletzt, muss der Notruf 112 gewählt werden.
  • Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere ohne Handschuhe anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen und die Unfallstelle markieren. Dies gelingt z. B. mit einem weißen Papiertaschentuch, das an einen Ast oder Busch, von der Straße aus gut sichtbar, befestigt wird. Auch ein Einmalhandschuh aus dem Verbandskasten kann z. B. über den nächstgelegenen Leitpfosten gestülpt werden, um den Unfallort zu markieren. So kann der Jäger das verletzte Tier leichter finden.